Anwendungsbereiche für Elektroinstallationsrohre
Informationen für den Bauherren
Breitbandausbau: Leitungsgebundene Infrastruktur für Netzebene 3 bis 5
Für die Digitalisierung im Wohnungsbau schreibt das DigiNetz-Gesetz seit 2016 eine hochgeschwindigkeitsfähige, passive, physische Infrastruktur mit Leerrohren vor. Die Glasfasererschließung erfolgt über sogenannte unterirdische oder oberirdische Distributionspunkte von der Netzebene 3 über ein Leerrohr in das Gebäude.
Für den Glasfaserteilnehmeranschluss (Gf-TA) eignen sich Daten- und Netzwerkdosen in Verbindung mit einer normativ festgeschriebenen Leerrohrinstallation mit einem Durchmesser von 7 bzw.10 mm. Dieser Teilnehmeranschluss stellt den ersten und wichtigsten Glasfaser-Teilnehmeranschluss dar. Es empfiehlt sich die Vorbereitung des Glasfaserausbaus mit Mikrorohren, in denen die Glasfaser unkompliziert eingebracht werden kann. Für die Netzebene 4 vom Keller oder Hausanschlussraum in die einzelnen Wohnungen eines Mehrfamilienhauses können Elektrofachhandwerker die Installation zum Beispiel mit Wellrohren mindestens in Nennweite 25 realisieren.
Die DIN 18015 schreibt die Leitungs-Infrastruktur in Rohrsystemen auch für die Netzebene 5 von der Unterverteilung in die einzelnen Räume vor. Sind bereits Leerrohre vorhanden, können Hausbesitzer flexibel auf die schnell wechselnden Trends im digitalen Zeitalter reagieren.
Infrastruktur für Multimedia-Installationen
Ob Smart-TV, HiFi-Anlage oder Beamer – sichtbare Verkabelungen waren gestern. Sofern eine Wand in Reichweite ist, sind Elektroinstallationen unter dem Putz die optisch elegantere Lösung besonders für Wohn- oder Schlafräume. In diesen Räumen empfiehlt sich ein Multimedia-Rohr-Set. Die Elektroinstallationsrohre können in unterschiedliche Wandarten eingebaut werden und gewährleisten einen sauberen Anschluss der Technik. Auch Jahre später können Leitungen und Stecker nachträglich eingeführt und ausgetauscht werden. Auf diese Weise bleibt der Hausbesitzer flexibel und kann technisch jederzeit einfach und schnell nachrüsten.
Mit ökobilanzierten Leerrohren fit für die Energiewende Nachhaltigkeit gewinnt zunehmend an Bedeutung, auch im Bauwesen und der Elektroinstallation.
Im Zuge der Energiewende wandeln sich Gebäude von reinen Verbrauchern hin zu Erzeugern neuer Energie, zum Beispiel über Photovoltaik-Anlagen. Wer sich bei seinem Neubau noch nicht endgültig für Solarenergie entschieden hat, kann auch hier mit einer Leerrohrinstallation vorsorgen: Leerrohre bereiten zum Beispiel im Inneren des Gebäudes die Leitungsverlegung vom Dach zum Wechselrichter im Keller vor. Wer besonderen Wert auf Nachhaltigkeit legt, verwendet ökobilanzierte Bauprodukte. Auch Kunststoff-Wellrohre für die Elektroinstallation sind bereits mit Typ III Umweltzeichen erhältlich.
Kostengünstige Infrastruktur für E-Mobilität
Die Neuzulassungen von Elektroautos in Deutschland steigen seit Jahren kräftig und auch die öffentliche Ladeinfrastruktur wächst kontinuierlich. Das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-Gesetz (GEIG) schreibt seit März 2021 eine verpflichtende Rohrinfrastruktur für Parkflächen von Mehrfamilienhäusern und Gewerbeimmobilien vor, um auch hier dem Wachstum der E-Mobilität Rechnung zu tragen.
Die Verlegung der Elektroinstallationsrohre vom Verteiler bis zum Ladepunkt lässt sich im Neubau zukunftssicher und kostengünstig umsetzen. Soll das nachhaltig produzierte Rohr in Alt- oder Bestandsbauten nachträglich eingebaut werden, steigen die Kosten laut Zentralverband der Deutschen Elektro- und Informationstechnischen Handwerke (ZVEH) um ein Vielfaches (s. Beispiel). Auch im privaten Hausbau lohnt sich die Investition in die Leerrohrinfrastruktur, um jederzeit flexibel auf Elektromobilität umsteigen zu können.
Beispiel: Installation der Ladeinfrastruktur in einem Einfamilienhaus | |||
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Zukunftssichere Planung und Vorbereitung | 390,74 € | Nachrüstung ohne zukunftssichere Planung | 2.007,80 € |
Vervollständigung Zählerschrank | 443,60 € | Zusätzliche Arbeiten (geschätzt) | 1.500,00 € |
Gesamt inkl. MwSt. | 834,34 € | Gesamt inkl. MwSt. | 3.507,80 € |
Quelle: ZVEH, 2019 (Berechnung auf Grundlage der Kalkulationshilfe des Elektrohandwerks) Kostenberechnung Ladeinfrastruktur
Die Installation von Leerrohren lohnt sich – ein Fazit
Bereits beim Neubau an später denken: Wenn Hausbesitzer und Wohnungsbaugenossenschaften ausreichend Leerrohrkapazitäten im Ein- oder Mehrfamilienhaus vorsehen, handeln sie wirtschaftlich und zukunftssicher. Sie bleiben flexibel, sobald sich die Nutzung einzelner Räume ändert oder Neuanschaffungen anstehen. Auch neue Trends in der Digitalisierung, rund um
die Energiewende oder für die Elektromobilität können Bauherren nachträglich mit nur wenig Aufwand und zu geringeren Kosten realisieren. So ist die Nachrüstung von Leitungen zum Breitbandausbau in einem Bestands- oder Altbau nach Berechnungen aus dem Jahr 2019 mindestens 5 Mal so teuer wie die von Beginn an vorgesehene Netzwerkinstallation in einem Neubau.