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© js-photo - stock.adobe.com, ArGe Medien im ZVEH

Alte Elektroanlagen sind oft mangelhaft

Gefahr durch fehlerhafte Altanlagen in Wohngebäuden steigt mit jedem Jahr

In der Studie der Fachhochschule Südwestfalen und der Leuphana Universität Lüneburg im Auftrag des ZVEI wird die Lebensdauer einer elektrischen Anlage mit bis zu 35 Jahren angegeben. Zugrunde gelegt für die Lebensdauer werden vor allem Auswirkungen durch Belastungen und die Alterung von Stromleitungen und Schutzgeräten. Wie schon erwähnt sind laut der Studie mehr als 70 Prozent der Gebäude in Deutschland mit Leitungen ausgestattet, welche die Lebensdauer von 35 Jahren zum Teil deutlich überschritten haben.

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Bildstrecke Alte Elektroanlagen, © ELEKTRO+

Eine sichere Elektroinstallation bezieht sich aber nicht nur auf das reine Alter einer Anlage. Schutzgeräte wie Überspannungsschutzeinrichtungen oder Fehlerstrom-Schutzschalter (FI-Schalter) wurden vor Jahrzehnten noch nicht verbindlich gefordert. Leitungen mit nur zwei Adern lassen beispielsweise die Nachrüstung eines FI-Schalters, der eine deutliche Erhöhung des Sicherheitsniveaus garantiert, nicht zu. Ob die Elektroinstallation in einer Wohnung oder einem Haus als sicher angesehen werden kann, hängt von bestimmten Kriterien ab. Aus Sicht des Personen- und Geräteschutzes gehören u. a. dazu:

  • Alle Steckdosen und Leuchten sind über FI-Schalter abgesichert
  • Es gibt keine Leitungen mit nur 2 Adern
  • In den Verteilungen sind Überspannungsableiter eingebaut
  • Die Elektroleitungen sind nicht älter als 35 Jahre
  • Zähler und Schutzschalter befinden sich in geschlossenem Zählerschrank oder Unterverteilung

In einer zweiten ZVEI-Studie*, die von der DHBW Mannheim mit Unterstützung von Sachverständigen durchgeführt wurde, konnte die Gefahr von laienhaft durchgeführten Elektroinstallationen in älteren Gebäuden nachgewiesen werden. Alle Sachverständigen gaben an, dass die Häufigkeit von Laieninstallationen umso höher ist, je älter das Gebäude ist. Eine Überprüfung bei Verdacht auf „Pfusch“ oder Laienarbeit ist daher immer der erste Schritt im Rahmen einer Fehleranalyse. Grundsätzlich gilt: Bei fehlerhaften Schutzmaßnahmen muss die elektrische Anlage unverzüglich angepasst werden, um Personen- und Sachschäden zu verhindern.

Höhere Anforderungen durch eine umfangreichere Geräteausstattung

Ein entscheidender Punkt, warum elektrische Anlagen regelmäßig überprüft werden sollten, ergibt sich auch aus den veränderten Anforderungen an die Elektroinstallation. Was vor 50 Jahren noch kostbarer Luxus war, ist inzwischen für die meisten Haushalte zum Standard geworden: Laut Statistischem Bundesamt konnten sich Anfang der 1960er Jahre nur 13 Prozent der Haushalte im früheren Bundesgebiet einen Kühlschrank, einen Fernseher oder eine Waschmaschine leisten. Heute gehören diese drei Geräte zur Grundausstattung. Vielmehr nutzt rund die Hälfte aller Haushalte in Deutschland mittlerweile zwei oder mehr Fernsehgeräte. Dazu kommt eine Vielzahl weiterer elektrischer Geräte. Aktueller Trend: die Elektromobilität, die mit hoher Ladeleistung schnell zu einer Überlastung der Elektroanlage führen kann.

Anforderungen an die Geräteausstattung früher (links) und heute.
Anzahl der Geräte je 100 Haushalte 1988 2000 2022
Kühlschrank inkl. Kühl- Gefrierkombination 78 115 1261
Kaffeevollautomat / / 25
Geschirrspülmaschine 29 49 77
PC / 61 243
Fernseher 107 143 169
Telefon 93 138 290

Ausstattungsbestand deutscher Haushalte 1) 2021, Quelle: Statistisches Bundesamt

Die Zahl der elektrischen Anwendungen lag in den 1970er Jahren noch bei ca. 10 bis 15 und ist inzwischen auf durchschnittlich 60 bis 70 in einer Wohneinheit gestiegen. Die Anzahl der Stromkreise, die heute nach Wohnfläche und besonderen Verbrauchern festgelegt wird, ist damit deutlich größer als in Gebäuden, die vor 35 Jahren errichtet wurden. Je weniger Stromkreise verfügbar sind, um so mehr steigt die Gefahr, dass bei einem einzigen Fehler die ganze bzw. große Teile der Wohnung abgeschaltet werden.

Die erhöhte Anzahl an Verbrauchern schlägt sich auch in der Mindestanzahl an Steckdosen nieder, die in den Wohnräumen installiert werden. Wurden 1955 zwei Steckdosen in Küche oder Wohnzimmer gefordert, waren es seit 2004 pro Wohnzimmer oder Küche schon mindestens 8 Steckdosen.

Bei einer Modernisierung sollten aber nicht einfach nur zusätzliche Steckdosen installiert werden. Vielmehr muss auch überprüft werden, ob die vorhandenen Schutzeinrichtungen überhaupt Personen oder Anlagenteile schützen können. Auch sollten elektrische Großverbraucher einzeln abgesichert werden und eine ausreichende Anzahl an Steckdosen zur Verfügung stehen, damit nicht mit Hilfe von Mehrfachsteckern „improvisiert“ werden muss. Flexibilität ist auch im privaten Bereich wichtig. Die Umgestaltung von zum Beispiel einem Kinder- oder Jugendzimmer zu einem Arbeitszimmer erfordert bereits in der Planung Anpassungen für Stromversorgung und Installation von Netzwerktechnik.

Wichtiger Sicherheitshinweis

Nehmen Sie einen merkwürdigen Geruch in der Elektroverteilung oder an Elektrogeräten wahr oder sind blanke Kontakte berührbar, weil Abdeckungen fehlen oder defekt sind? Informieren Sie in diesem Fall unverzüglich Ihren Elektrofachhandwerker. Defekte oder thermisch überlastete Kabel und Bauelemente können zu Beschädigungen von Isolierungen oder Ummantelungen führen.

Im schlimmsten Fall kommt es aufgrund der Wärmeentwicklung zu Bränden und zur Entwicklung hochgiftiger Gase. Die Berührung blanker Kontakte ist außerdem lebensgefährlich. Diese Gefahr muss umgehend beseitigt werden.

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